Kommentar |
Im Rahmen der von Prof. Brauer geleiteten Methodenwerkstatt zu Gemeindestudien behandeln wir anlässlich der Projektwoche ostdeutsche Lokalstudien, die am Wendepunkt der friedlichen Revolution 1989 ansetzen. Dazu konnten wir zwei prominente Soziologen gewinnen, die gemeinsam an besonderem Ort diskutieren. Der Alltag ostdeutscher Gemeinden blieb für die westdeutsche Wahrnehmung auch nach der friedlichen Revolution weitgehend fremd. Der 1989 eingeleitete radikale Systemumbruch wurde eher aus größerer Distanz beschrieben: Während bald unzählige abstrakte theoretische und kurze journalistische Kommentare vorlagen, blieben präzise Beobachtungen lokaler Figurationen, Analysen konkreter Machtkämpfe und regionale Neuorientierungen kaum beachtet. Eine Ausnahme bietet die, unmittelbar nach der friedlichen Revolution in einer nordost-brandenburger Kleinstadt („Waldleben“) begonnene, Langzeitbeobachtung die Sighard Neckel 1999 publizierte. Bis heute oft missverstandene Dynamiken wechselseitiger Zuschreibungen, Kooperationen und Konflikte werden auf der Ebene der Gemeindestudie wesentlich verständlicher. Einen anderen Weg beschritt Steffen Mau mit seiner, jüngst erschienen, Beschreibung des Wandels anhand seines Lebensortes Lütten-Klein. Inwiefern spielen lokalen Verortungen für Akteure eine stabilisierende Rolle, wenn mit 1989 zentrale Ordnungsmuster obsolet wurden? Können auch aktuelle politische Entwicklungen in Ostdeutschland auf diese Weise besser verstanden werden? Bietet die Vorstellung einer lokalen Heimat eine biographische Orientierung und Stabilität, inwiefern ist sie aber auch selber fragil? Darüber wird mit den Autoren zu diskutieren sein. Eintritt ist frei. Wegen begrenzter Raumkapazität wird jedoch um kurze Anmeldung per email gebeten unter: se18123@hs-nb.de
Referent: Prof. Dr. Steffen Mau, Humboldt-Universität zu Berlin und Prof. Dr. Sighard Neckel, Universität Hamburg
Moderation: Prof. Dr. Kai Brauer, FB SBE |